Ein Staffellauf über 250 Kilometer sowie über Tag und Nacht ist zwar ein spaßiges Unterfangen, aber nicht unbedingt ein Zuckerschlecken. Wenn dann noch hohe Temperaturen jenseits der 30°, orkanartige Böen und Regenschauer im Stundentakt dazukommen, dann macht das die Sache nicht wirklich einfacher.
Die Teams des SUNSET Wattenmeer ließen sich davon nie vom Kurs abbringen. Eine kurze Zwangspause am Nord-Ostsee-Kanal bis das Schlimmste überstanden war und dann ging’s auch schon weiter, sodass das große Ziel St. Peter-Ording nie aus den Augen verloren wurde. Am Sonntagmorgen um 9.54 Uhr tauchte das erste von 90 Teams am Ende der Seebrücke auf, um gemeinsam zum Zielsprint anzusetzen. Es waren die LC BlueLiner, ein Ultra Team aus Wolfenbüttel, die zuerst die Ziellinie auf der (noch verschlafenen) Strandpromenade kreuzten – nur 19:05:25 h nachdem sie die Reise auf dem St. Pauli Fischmarkt antraten.
Einige Teams lagen zu diesem Zeitpunkt noch 5 Etappen zurück. Eine der größten Herausforderungen ist der berühmt-berüchtigte Abschnitt 21, welcher mit einer Länge von 17,5 km zu Buche schlägt. In kompletter Dunkelheit mit bereits zwei Etappen in den Knochen und wenig bis gar keinem Schlaf schicken die Teams hier ihre erfahrenste Läuferin bzw. ihren erfahrensten Läufer raus. Die nicht einfachen Rahmenbedingungen verkomplizierten diese Aufgabe in diesem Jahr, doch das alles dürfte schnell vergessen gewesen sein, wenn man am Ende besagter Etappe die überreicht bekam. „I don’t give a sheep!“ – das richtige Mindset für dieses Unterfangen stand direkt auf ihr geschrieben.
Etwas ähnliches dürften auch die Abschlussläufer:innen gedacht haben, als sie die letzten Kilometer auf dem Strand absolvieren durften. Der Boden, vom Regen aufgeweicht, forderte ihnen nochmal alles ab. Doch sie bissen auf die Zähne, ließen sich von ihren Teamkameraden auf den letzten Metern abholen, um gemeinsam die Ziellinie zu kreuzen – unter einem Bogen, der immer wieder einen wilden Tanz mit der steifen Brise an der Küste vollführte.
Die insgesamt 253,7 Kilometer dürften in diesem Jahr vielleicht fordernder als gewohnt gewesen sein. Davon war auf der Strecke aber nie etwas zu merken, denn die Stimmung war ausgelassen wie eh und je. Bunte Fahrzeuge, stimmige Trikots, lautstarke Schlachtrufe, Bengalos und Rauchfackeln, Applaus und Jubel… das alles begleitete sie über die volle Distanz, sodass sich auch immer Anwohner an die Strecke verirrten, um sich zu erkundigen, was hier eigentlich los ist. Auch wenn vermutlich die wenigsten von ihnen zukünftig die Seite wechseln werden, werden sie verstanden haben, was der Sportsgeist im Stande ist zu bewegen.
Die Karawane wird im August 2025 wieder losziehen. Rain or shine!
Die vollständigen Ergebnislisten können hier eingesehen werden.